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Vor 100 Jahren - Elektrische Straßenbeleuchtung in Malchow

In den „Malchower Nachrichten“ vom 25. Juli 1901 stand zu lesen:

„Den fremden Gästen zu Ehren war am Sonntag abend (21.7) zum ersten Male die neu angelegte elektrische Straßenbeleuchtung, die contractlich erst am 1. August eröffnet werden sollte, in der Hauptstraße in Betrieb gesetzt. Die Glühlampen sind in Abständen von 30 Metern durchgehend an der Passageseite der Straße angebracht und funktionierten vorzüglich.“

Malchow gehörte damit zu den ersten Orten in Mecklenburg und Vorpommern, in denen Elektrizitätswerke errichtet bzw. betrieben wurden. Einer Veröffentlichung im „Heimatkurier“ zufolge rangierten zeitlich vor Malchow nur wenige Städte. Selbst Schwerin und Wismar folgten erst im Jahr 1904. Unsere Nachbarstadt Plau hatte bereits am 1. August 1899 eine elektrische Zentrale in Betrieb genommen, die die städtische Straßenbeleuchtung sowie Geschäfts- und Privatleute mit Lichtstrom versorgte. Darüber berichteten die „Malchower Nachrichten“ vom 26.08.1899 ausführlich.

Zur Einordnung dieser regionalen Reihenfolgen in deutschlandweite Dimensionen sei daran erinnert: Die Entwicklung der Elektrizitätswerk nahm 1882 in Stuttgart den Betrieb auf, Berlin erhielt 1885 seine erste Anlage. Wie die Verwendungen des elektrischen Lichtes in Malchow ihren Anfang nahm, kann man in etwa zeitgenössischen Quellen entnehmen: den „Malchower Nachrichten“ („M.N.“) und dem „Jahrbuch von Malchow 1903“ („J.M.“).

„M.N.“ vom 7.1.1899:

„In der heutigen (5. Januar) gemeinschaftlichen Sitzung des Magistrats und Bürgerausschusses wurde über die Einführung des elektrischen Lichts mit Unternehmen in Verhandlung zu treten; der Vorschlag wurde abgelehnt und beschlossen, die jetzige Petroleumbeleuchtung zu verbessern und abzuwarten, ob sich der Preis für elektrisches Licht in den nächsten Jahren nicht noch billiger stellen wird.“

Für den Verbraucher gab es als Anhaltspunkt für den zu erwartenden Strompreis, dass eine Glühlampe von 16 Normalkerzen - was offenbar der üblichen Beleuchtungsstärke entsprach - pro Stunde etwa 2,5 Pfennige kosten würde. Das Interesse der Stadtväter und in Kreisen der Bevölkerung an elektrischem Licht wurde zunehmend größer.

Im August („M.N.“ v. 23.8.1899) wurde bekannt, dass der Hoflieferant Lange für seine Dampfbierbrauerei und sein Wohnhaus (Güstrower Str. 358, heute Apotheke Köhn/ China-Restaurant) eine elektrische Lichtanlage für 80 Lampen im Herbst des Jahres zu errichten beabsichtigte.

Da die Stadt Malchow sich eine eigene E-Zentrale nach wie vor nicht leisten konnte, wurde in Erwägung gezogen, die Langesche Anlage erweiterungsfähig auf 1200 Lampen zu konzipieren. Damit wäre außer dem Anschluss privater Nutzer auch einer möglichen Versorgung öffentlicher Gebäude (Rathaus, Amtsgericht, Schulen, Kirche, Bahnhof) sowie von Kloster Malchow Rechnung getragen.

Als Vorbild für die hiesige Anlage diente die seit dem 1. August 1899 in Betrieb befindliche Zentrale in Plau, errichtet von der Fa. Tischbein & Schwiedeps, Rostock, als Generalvertreter der AEG Berlin. Die gleiche Firma war auch für den Auftrag in Malchow vorgesehen („M.N.“ vom 23 und 26.8.1899).